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Ausstellungen

Aiming High
Fotografien von Frank Schinski

3. März – 15. April 2023, Eröffnung: 2. März, 18-21 Uhr
Gegen 19 Uhr findet ein Künstlergespräch mit Jochen L. Stöckmann statt.

Frank Schinski reflektiert in seinen Fotoarbeiten Themen, die in der aktuellen Berichterstattung kaum Beachtung finden, keine eingängige „Botschaft“ haben und nicht für Schlagzeilen taugen. Für die Porträtierten dagegen haben die alltäglichen Situationen im Berufsleben ihre eigene Bedeutung, ebenso wie der Auftritt bei „gesellschaft­lichen“ Ereignissen wie Jubilarfeiern oder der Verabschiedung am letzten Arbeitstag.

Schon lange beschäftigt den Fotografen die Frage, was Arbeit für den Menschen bedeutet. Den Mechanismen und Wechselwirkungen zwischen Arbeitswelt und Individuum kommt Schinski mit der Kamera auf die Spur. Seine Herangehensweise gleicht der eines Soziologen, der sich über die schlichte Beobachtung hinaus selbst in eine Situation hineinbegibt und sie dadurch tiefer zu durchdringen versteht. Der Wissenschaftler präsentiert seine Ergebnisse mit Tabellen und Texten. Der Fotokünstler fasst sie in Bildern – die dem Betrachter eigene Einblicke und Assoziationen gewähren.

Für seine Serie „Aiming High“ fotografierte Frank Schinski seit 2017 Menschen auf Jobmessen, bei Bewerbungs­gesprä­chen, Castings oder in Assessment-Centern. Die Ausstellung in der Galerie Poll gibt einen Eindruck der Serie, die in ihrem vollen Umfang als Buch erscheinen wird.

Charakteristisch für Schinskis Fotografien ist technische Perfektion und vor allem eine raffinierte Farb- und Lichtsetzung, mit der die Menschen wie auf einer Bühne zu Hauptdarstellern ihrer selbst werden. Nichts ist gestellt, nichts inszeniert. Der Fotograf beobachtet und wartet ebenso geduldig wie gespannt auf den „perfekten“ Moment. „Wenn ich durch den Sucher der Kamera schaue, dann bin ich so fokussiert wie selten in meinem Leben“, hat Schinski in einem Gespräch verraten. Für „Aiming High“ hat er Menschengruppen in Schlangen am Fahrstuhl oder für das Casting zurechtgemachte „Konkurrentinnen“ im Wartebereich beobachtet. Die für Assessment-Center und Job-Messen aufgebauten Kabinen und Stellwände werden ebenso zum Teil der Bildkomposition wie die gediegene Architektur eines traditionellen Unternehmens mit respekteinflößenden großen Tischen und holzgetäfelten Wänden. Viele derart sprechende Details gibt es bei genauerem Hinsehen zu entdecken. Einige Motive variiert der Fotograf in Sequenzen, die Veränderungen von Körperhaltung, Gestik und Mimik bis in kleinste Nuancen abbilden und Rückschlüsse auf Gefühle und Verhalten der beobachteten Personen zulassen.

Frank Schinski hat für seine Serie verschiedene Formate gewählt, die er spielerisch und spannungsreich kombiniert, um ausgewählte Motive untereinander in Beziehung zu setzen. Die C-Prints sind im Diasec-Verfahren hinter Acrylglas montiert und gerahmt.

Nach seiner Einzelausstellung „Ist doch so“ in der Kunststiftung Poll im Jahr 2016 hat Frank Schinski sich zunehmend der kulturellen Wahrnehmung von Fotografie gewidmet. Darüber hat er sich mehr und mehr von einem reinen Dokumentar­fotogra­fen und Fotojournalisten zum künstlerisch arbeitenden Fotografen hin entwickelt. Mit seinen Bildern will er den Blick auf eine Realität lenken, die es immer wieder neu zu entdecken und zu verstehen gilt. Ihm selbst „erklärt sich die Welt“ beim Fotografieren.

Frank Schinski, 1975 in Prenzlau geboren und in einem kleinen Dorf nahe der polnischen Grenze aufgewachsen, arbeitete nach einer Maurerlehre mehrere Jahre auf dem Bau, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachholte. Von 1999 bis 2006 studierte er Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der FH Hannover. Seither fotografiert er für internationale Magazine und Wirtschaftsunternehmen. Seit 2009 ist er Mitglied des Fotografen-Kollektivs OSTKREUZ – Agentur der Fotografen und an Gemeinschafts­ausstellun­gen des Kollektivs beteiligt, zuletzt 2020/21 an der Ausstellung „KONTINENT – auf der Suche nach Europa“ in der Akademie der Künste in Berlin. Frank Schinski lebt und arbeitet in Hannover.

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