D

Ausstellungen

Goodbye to Berlin
Sarah Haffner (1940-2018)
Zum 80. Geburtstag

17. Januar – 29. Februar 2020

Eröffnung: Donnerstag, 16. Januar 2020, 18-21 Uhr
Einführung (gegen 19 Uhr): Ingeborg Ruthe,
Kunstkritikerin der Berliner Zeitung

Am 27. Februar 2020 wäre Sarah Haffner 80 Jahre alt geworden. Die Galerie Poll widmet der Malerin und Schriftstellerin aus diesem Anlass unter dem Titel „Goodbye to Berlin“ eine Ausstellung mit Werken aus verschiedenen Schaffensperioden und nimmt mit dem Titel Bezug auf das gleichnamige Buch Christopher Isherwoods, das der Künstlerin sehr am Herzen lag. Zum Geburtstag werden Wegbegleiter aus Texten der engagierten „Achtundsechzigerin“ und Tochter des Publizisten Sebastian Haffner lesen.

„Malerei ist nicht nur abstrakt wie die Musik. Sie ist auch nicht erzählend wie die Literatur, sondern sie liegt dazwischen. Man braucht den Gegenstand als Widerstand für die Abstraktion.“ (Sarah Haffner) Diese schon früh formulierten Thesen haben das künstlerische Schaffen Sarah Haffners zeitlebens geprägt.

Ihre Themen findet die Künstlerin anfangs im alltäglichen Umfeld. Sie malt den Abwasch, ihre Schallplattensammlung, ihren Arbeitstisch oder ein Regal mit den Büchern, wie sie in den 1960er Jahren in jedem linken Haushalt standen. Und immer wieder Blicke aus dem Fenster auf den Kastanienbaum im Hof ihrer Wohnung in der Uhlandstraße, in der sie über fünfzig Jahre lebte, ihrem persönlichen Schutzraum. Stadtbilder, viele mit den für Berlin typischen Brandmauern, Landschaften, Menschen, vor allem große Köpfe und Selbstporträts, gehören später zu ihren Motiven. Zeitweise malt Sarah Haffner ihre Bilder auch in Reihen, in denen sie ein Motiv durch verschiedene Farbgebung in den unterschiedlichen Lichtstimmungen einer Tages- oder Jahreszeit zeigt.

Haffners Bilder zeichnen sich vor allem durch klare Formen und ihre Farbigkeit aus, für die die Künstlerin eine besondere Mischtechnik aus Ölfarbe und Eitempera entwickelt. Die Farbe ist für sie neben der Komposition das Wichtigste in ihren Bildern. Sie verwendet sie nicht naturalistisch, sondern expressionistisch und zugleich räumlich. Die Farbe ist der Stimmungsträger in den Bildern, häufig ein mediterranes Blau oder Blaugrün, für Sarah Haffner die Farbe der Seele und nicht selten der Melancholie.

„Sarah Haffner malt nur auf den ersten Blick im abbildhaften Sinne realistische Bilder. Ding und Figur sind in ein konstruktivistisch zu nennendes Kompositionsgerüst eingespannt, die Formen zu Farbflächen abstrahiert. Raum und Körperlichkeit entstehen als Bildplastizität vornehmlich im Dialog der Farben, nicht durch suggestive Perspektive. (…) Daher beziehen ihre Bilder diese eindringliche Stille.“ (Jörn Merkert)

Sarah Haffner, geboren 1940 in Cambridge (England), wohin ihre Eltern 1938 wegen der jüdischen Herkunft der Mutter von Berlin aus emigriert waren, wuchs in London auf. 1954 zog sie mit ihrer Familie nach West-Berlin, besuchte dort die Meisterschule für das Kunsthandwerk (1956-57) und studierte Malerei an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) bei den Professoren Hans Jaenisch und Ernst Schumacher (1957-60). In Berlin lebte Sarah Haffner mit zwei kurzen Unterbrechungen durch Aufenthalte in Paris und London bis kurz vor ihrem Tod. 1960 wurde ihr Sohn David geboren. 1973 holte sie an der HfbK die Ernennung zur Meisterschülerin nach. 1975-76 war Sarah Haffner Autorin eines Fernsehberichtes und Herausgeberin eines Buches über Frauenmisshandlung. In der Folge wurde 1976 das erste Berliner Frauenhaus gegründet, in dem sie sechs Monate lang ehrenamtlich arbeitete. Werke von Sarah Haffner befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen, u.a. in der Berlinischen Galerie. Museum für Moderne Kunst, im Jüdischen Museum Berlin, der Stiftung Stadtmuseum Berlin sowie in der Sammlung der Bundesrepublik Deutschland.

Faltblatt Haffner 2020, beidseitig.pdf