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Ausstellungen

Bettina von Arnim
Landschaften und Labyrinthe
Malerei, Radierungen und ein Spiegelkasten
19. Januar – 2. März 2024, Eröffnung: 18. Januar, 18-21 Uhr

Die Ausstellung „Landschaften und Labyrinthe“ versammelt Ölbilder, Radierungen und einen Spiegelkasten von Bettina von Arnim. Die erste deutsche Einzelausstellung der Künstlerin fand 1970 in der Galerie Poll statt.

Den Cyborgs, um 1970 entstandene Porträts androider Maschinenwesen, galt jüngst die Aufmerksamkeit der Kunstwelt. Die Ausstellung richtet den Blick nun auf die seit Mitte der 1970er Jahre entstandenen Landschaften und Labyrinthe, mit denen die Künstlerin schon früh auf die zunehmende Zerstörung von Natur und Umwelt aufmerksam gemacht hat. Ihre Bilder einer technisierten, bürokratischen, schablonisierten, denaturierten, homogenisierten Umwelt hält sie den naiv Fortschrittsgläubigen warnend entgegen, als Menetekel einer Vorherrschaft der manipulativen Intelligenz. (Werner Rhode, 1973)   

Durch die aus der Vogelperspektive gezeigten Landschaften verlaufen wie mit dem Lineal gezogene Mauern und rechtwinklig verschachtelte Gänge. Einige Landschaften sind menschenleer, in anderen bewegen sich winzige Menschen und Tiere durch labyrinthische Gänge. Die geometrischen Formen verbinden sich zu Netzwerken und später zu perspektivisch angeordneten Buchstabenreihen, zu Stadtlandschaften, die sich aus Schrift und Spiegelschrift zusammensetzen. Beim Blick in den Spiegel­kasten vervielfachen sich die stereotypen Landschaften bis ins Unendliche.

„Wir erblicken die Utopie einer als Zeichensystem erstarrten Welt“, stellt Rüdiger Safranski 1985 im Katalog zu Arnims Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein fest.

Bettina von Arnim versteht es, ihre Botschaft in minutiös gemalten und ästhetisch perfekten Bildern einzuschreiben. Ihre Radiertechnik hat sie derart verfeinert und ausgearbeitet, dass beim Druck mehrerer Platten in verschiedenen Farben übereinander faszinierende Spiegelungen entstehen.

Seit der Ausstellung „German Pop“ in der Schirn-Kunsthalle Frankfurt am Main erfuhren die Arbeiten von Bettina von Arnim eine neue Aufmerksamkeit und waren Teil zahlreicher Gruppenausstellungen in Kunstvereinen und Museen, u. a. „ÜberLeben. Fragen an die Zukunft“ im Haus am Lützowplatz, Berlin (2022-2023), „Les Portes du Possible“ im Centre Pompidou-Metz (2022), „Scratching the Surface“ im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin (2021), „Der montierte Mensch“ im Museum Folkwang Essen (2019) und „Real Pop 1960-1985. Malerei und Grafik zwischen Agit Pop und Kapitalistischem Realismus“ im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst, Frankfurt an der Oder (2018).

Derzeit sind die Arbeiten „Optiman“ (1969) und „Riß“ (1981) in der Ausstellung „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945-2000“ in der Neuen Nationalgalerie in Berlin zu sehen (bis 28. September 2025).

Bettina von Arnim, geboren 1940 in Zernikow (Mark Brandenburg) und Nachfahrin der gleich­nami­­gen Dichterin der Romantik, verbrachte von 1957 bis 1958 mit einem Stipendium des American Field Service ein Schuljahr in Cambridge/Massachusetts (USA). Von 1960 bis 1965 studierte sie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Fritz Kuhr. Ein Stipendium des Maison de France führte sie während dieser Zeit von 1962 bis 1963 nach Paris, wo sie in der Werkstatt des Grafikers Johnny Friedlaender verschiedene Radiertechniken wie die Aquatinta erlernte. Bettina von Arnim gehörte zusammen mit Arwed D. Gorella, Maina-Miriam Munsky, Wolfgang Petrick, Peter Sorge, Joachim Schmettau u. a. zu den Gründungs­mit­glie­dern der Gruppe Aspekt (1972-1977). Seit 1975 lebt und arbeitet sie in Südwest-Frankreich. Werke der Künstlerin befinden sich in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen, u. a. der Berlinischen Galerie, der Deutschen Bank, der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, dem Städel Museum Frankfurt am Main und dem Kunstmuseum Bonn.