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Ausstellungen

Stadtbilder
G. L. Gabriel, Sarah Haffner, Eric Keller, Jan Schüler, Franziskus Wendels

31. Oktober 2025 – 10. Januar 2026, Eröffnung: 30. Oktober, 18-21 Uhr

Anders als in der Vedutenmalerei, in der es galt, Stadtansichten möglichst exakt abzubilden, ist die Stadt in der zeitgenössischen Kunst Inspirationsquelle für subjektive Wahrnehmungen. Fünf dieser individuell unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen bringt die Ausstellung „Stadtbilder“ in einen Dialog. Es entfalten sich durch Verdichtung oder Auslassung Stimmungen, die über die bloße Abbildung von Stadt hinausweisen.

In Jan Schülers präziser Malerei sind die von ihm fotografierten Stadtmotive auf wesentliche Elemente reduziert. Zwischen glatten Oberflächen und hart voneinander abgegrenzten Formen und Farbflächen bleiben Details ausgespart. Durch die starke Stilisierung von Masten, Absperrgittern, Bäumen oder Wolken wird die jeweilige Charakteristik hervorgehoben. Gerade aufgrund dieser Reduktion bleiben Schülers Stadtlandschaften stets zu verorten: Der Flughafen Tempelhof in Berlin, das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg oder eine Schleuse in Gießen.

Sarah Haffner hat für ihre Bilder mit klaren Formen und einer besonderen Farbigkeit eine Mischtechnik aus Ölfarbe und Eitempera entwickelt. Die Farbe gewinnt bei ihr neben der Komposition eine eigene Aussagekraft. Sie wird nicht naturalistisch eingesetzt, sondern expressionistisch und zugleich räumlich. Farbe ist der Stimmungsträger, Blau oder Blaugrün gilt Sarah Haffner als Spiegel der Seele, als Zeichen der Melancholie. Ihre abstrahierten Stadtlandschaften – fensterlose Mietshäuser und Brandwände zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten – oder ihre S-Bahn-Bilder, sind geprägt von der Großstadt, in der die Künstlerin viele Jahrzehnte lebte: Berlin.

Franziskus Wendels sondiert mit seiner Malerei seit über dreißig Jahren die Wirkung künstlicher Beleuchtung in der Dunkelheit. In vielen seiner Motivserien dominiert die Stadt: Ihre Lichter beim nächtlichen Landeanflug eines Flugzeugs, Leuchtreklamen an Kinos oder Tankstellen. Die in der Fläche dunklen monochromen Bilder, auf denen keine Pinselspuren mehr erkennbar sind, werden von Lichtern in immer neuen Farbnuancen illuminiert. Deren Leuchtkraft beruht auf einer speziellen, vom Künstler über die Jahre verfeinerten Technik, in der er Öl- und Lackfarben sowie sich auflösende Pigmente kombiniert. Durch eine abschließende Lasur in leicht variierenden Farbtönen bringt er die Lichter zum Flirren.

G. L. Gabriel gelingt es, mit malerisch-stilistischen Mitteln, mit einem schnellen, expressiven Strich, die flüchtige Atmosphäre der Großstadt einzufangen. Diese Herangehensweise beherrscht sie souverän, auf einer großen Leinwandarbeit von rund vier Metern Länge mit einer Ansicht der Glienicker Brücke ebenso wie auf einem kleinen Bild von New York, auf dem mit gusseisernen Feuertreppen an den Hausfassaden und hölzernen Wassertanks auf den Dächern das für diese Metropole typische Lokalkolorit zum Vorschein kommt.

Eric Keller komponiert seinen städtischen Kosmos aus beiläufigen Blicken auf Uferwege, Sport- und Parkplätze oder Bahnübergänge. Seine Bildmotive setzen sich aus großangelegten Farbflächen zusammen, Ton in Ton aufgebaut aus dünnen Öllasuren in mannigfachen Grau-, Blau-, Violett- oder Ockertönen. Durch die leichte Unschärfe, die er über sie legt, entstehen stimmungsvolle Erinnerungsräume. Mit der Arbeit am Bild kehrt der Künstler in seiner Phantasie an einst gesehene Schauplätze zurück. Wo genau sie verortet sind, bleibt sein Geheimnis.

Die Stadt offenbart sich in der Ausstellung durch den subjektiven Blick der fünf Künstlerinnen und Künstler nicht als architektonische Struktur, sondern als atmosphärischer Raum, als Projektionsfläche von Melancholie, Sehnsucht und Erinnerung.

G. L. Gabriel (*1958) studierte Malerei an der Hochschule der Künste Berlin bei K. H. Hödicke, bei dem sie ihr Studium 1981 als Meisterschülerin abschloss. 1979 war sie jüngste Mitbegründerin der Galerie am Moritzplatz, einer Selbsthilfegalerie junger Künstler, die später als „Neue Wilde“ international bekannt wurden. Gabriel erhielt mehrere Stipendien, ihre Werke befinden sich u. a. in der Berlinischen Galerie, der Stiftung Stadtmuseum Berlin und der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland.

Sarah Haffner (1940-2018) wuchs in England auf, wohin ihre Eltern 1938 wegen der jüdischen Herkunft der Mutter emigriert waren. 1954 zog sie mit ihrer Familie zurück nach Berlin und studierte dort Malerei an der Hochschule für bildende Künste. Werke der Künstlerin befinden sich u. a. in der Berlinischen Galerie, im Deutschen Historischen Museum Berlin, im Jüdischen Museum Berlin, der Stiftung Stadtmuseum Berlin und der Sammlung des Deutschen Bundestages.

Eric Keller (*1985) studierte Malerei in Nürnberg, Dresden und Leipzig, wo er sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig 2018 als Meisterschüler bei Prof. Annette Schröter abschloss. Werke des Künstlers befinden sich u. a. in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Städtischen Galerie Dresden und in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland.

Jan Schüler (*1963) studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Rissa und Fritz Schwegler, bei dem er sein Studium 1992 als Meisterschüler abschloss. 1996 erhielt er den Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Düsseldorf. Seine Werke befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen.

Franziskus Wendels (*1960) studierte nach dem Abitur und einer Bäckerlehre Bildende Kunst und Katholische Theologie in Mainz und Montpellier und im Anschluss Philosophie und Kunstgeschichte an der FU Berlin. Der Künstler wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, seine Werke befinden sich in wichtigen Museums- und Firmensammlungen.