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Ausstellungen

Volker Stelzmann. Dickicht
26. April – 8. Juni 2024, Eröffnung: 25. April, 18-21 Uhr

„Dickicht“ nennt Volker Stelzmann seine zwölfte Einzelausstellung in der Galerie Poll. Sie vertritt den Maler seit über dreißig Jahren.

Stelzmanns Werk zeichnet sich durch große Kontinuität aus. Im Lauf der Jahre hat er mit seiner Formensprache einen eigenen Bilderkosmos geschaffen. Für seine Figurengruppen erfindet er immer wieder neue raffinierte Konstellationen und Kompositionen. Gliedmaßen wirbeln durcheinander, Menschen stehen dicht gedrängt neben- oder hintereinander, ohne miteinander in Beziehung zu treten. Sie tragen modische Kleidung wie Hoodies oder neonfarbene Laufschuhe mit dicken Profilsohlen, auffällige Frisuren oder Kopfbedeckungen. Die Gesichter, mit weit aufgerissenen Augen, sind ausdrucksstark und wirken zugleich wie zu Masken erstarrt.

„Stelzmann beobachtet die Zeitgenossen auf der Straße genauso intensiv wie die geliebten Renaissancemaler und Manieristen, deren Werke er auf seinen zahlreichen Italienreisen noch im entlegensten Dorf aufgespürt hat. So ist die Geschichte für ihn nichts Fernes, sondern etwas Allgegenwärtiges. Und umgekehrt werden die modernen Menschen, die er zeigt, zum Teil einer epochenübergreifenden Studie der Humanität. Aber auch einer überzeitlichen Reflexion darüber, was die Malerei im Wechselspiel von Tradition und Innovation ausrichten kann.“ (Sebastian Preuss, 2020)

Ironisch kommentiert Stelzmann die täglichen Nachrichten mit Bildern wie „Die Schildkröte“, betitelt nach einer Marschformation römischer Legionäre, oder „Barriere“. Die Menschen verschwinden beinahe vollständig hinter Transparenten mit Schlagworten wie LGBTQ, DIVERS, KLIMAFASCH oder WEISSE MÄNNER, die man für sich vervollständigen kann. Zwei „Messermänner“ bedrohen auf dem gleichnamigen Gemälde einen Menschen, während andere hilflos zuschauen oder die Flucht ergreifen.

Jedem Bild Stelzmanns liegt eine genaue Beobachtung seiner Umwelt zugrunde, ohne dass er dabei beabsichtigt, mit seinen Bildern zu belehren. Der Künstler malt sich immer wieder selbst als Beobachter („Selbstbildnis mit graugrüner Kappe“) oder mischt sich neben seiner Frau Henriette unter die Menschengruppe („Köpfefries I“).

Auch Stilleben gehören zu Stelzmanns wiederkehrenden Bildthemen. Ein Arrangement von „Meerschnecken und Muscheln“ auf einem Pappkarton ist in präziser feiner Öllasurmalerei wiedergegeben, ebenso wie ein „Blauer Kürbis“ und eine Sellerieknolle vor braunem Hintergrund.

Volker Stelzmann, geboren 1940 in Dresden, 1948 Übersiedlung nach Leipzig, studierte von 1963 bis 1968 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wo er von 1975 bis 1986 lehrte, seit 1982 als Professor. 1986 nutzte Volker Stelzmann eine große Ausstellung seiner Arbeiten in der Staatlichen Kunsthalle in West-Berlin, um die DDR zu verlassen. Nach einer Gastprofessur an der Städelschule Frankfurt am Main 1987/1988 berief ihn die West-Berliner Hochschule der Künste (HdK, heute: UdK) 1988. Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006. 1988 zeigte die Galerie Poll ihre erste Einzelausstellung von Volker Stelzmann. Werke des Künstlers befinden sich in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen. Volker Stelzmann lebt und arbeitet in Berlin.