Autorenfotografie in West-Berlin
Karl-Ludwig Lange, Thomas Leuner, Hans W. Mende,
Gabriele und Helmut Nothhelfer, Michael Schmidt
18. Oktober bis 22. November 2008
Die Ausstellung „Vom Gehen auf Eis” zeigt Arbeiten von Berliner Fotografen, die besonders von der politischen und kulturellen Situation West-Berlins in den 70er und 80er Jahren geprägt waren und die damaligen Lebensbedingungen in ihren Bildern in vielfältiger Weise reflektieren.
Die thematische wie ästhetische Bewusstheit, wie sie die führenden Berliner Fotografen Anfang der achtziger Jahre in ihren Bildern artikulierten, waren von einem neuen Selbstverständnis geprägt, für das es allgemeine Gründe gab: 1976 war in Berlin die „Werkstatt für Photographie” gegründet worden, es hatten sich erste auf Fotografie spezialisierte Galerien etabliert (in Berlin die Galerie Nagel) und 1977 war der Fotografie auf der documenta erstmals ein eigener Bereich zugebilligt worden. Zudem fußte das neue Selbstverständnis der Fotografen auf dem von Klaus Honnef aus der Filmtheorie übernommenen Begriff des Autorenfotografen.
In diesem Sinn, nämlich autonom und thematisch zielgerichtet, fotografierten Michael Schmidt, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Karl-Ludwig Lange, Hans W. Mende und Thomas Leuner, jeder mit seiner eigenen Sehweise seine Bildserien. Was damals als „Berliner Dokumentarismus” bezeichnet wurde, zeigt sich heute als je eigener interpretatorischer Zugriff auf die spezielle Berliner Wirklichkeit.
Indem sie die Aspekte der Teil-Großstadt und der Teilung thematisierten und dokumentierten, haben sie einen eigenen deutschen Erinnerungsmythos geschaffen.
Der Titel der Ausstellung „Vom Gehen auf Eis” lehnt sich an das im Jahre 1978 erschienene Tagebuch „Vom Gehen im Eis” des Filmregisseurs Werner Herzog an, in dem er seine winterliche Wanderung von München nach Paris beschreibt, wo er die im Sterben liegende Filmkritikerin Lotte Eisner besuchen wollte.
Auf seinem langen beschwerlichen Weg beschreibt der Autor alltägliche, scheinbar bedeutungslose Dinge, Menschen, seine Umgebung, die sich im Beschreibungsprozess zu einer neuen Landschaft zusammenfügen – Herzogs Versuch, Deutschland durch das „Gehen im Eis” wieder zu entdecken.