Götz Loepelmann

Krieg und Gewalt – Bilder, Zeichnungen

7. September – 6. Oktober 2007

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Auschwitz-Porträts aus dem Jahre 1985, denen in Polen aufgefundene Passbilder als Vorlage dienten.

Im Jahr 1984 bereitete der Künstler für Peter Zadek einen Theaterabend über den Spanischen Bürgerkrieg vor, der die Generalprobe bildete für das kommende Unheil. Zur gleichen Zeit stieß er auf ein Buch über Auschwitz mit vielen Fotos. Entsetzt von der Masse der Ermordeten, versuchte er mit einer Lupe in die schlechten Drucke hineinzugehen, um herauszufinden, wer waren diese Menschen, die da in den Leichenbergen lagen?

„Finde ich Spuren? War diese Frau vielleicht eine Lehrerin, dieser junge Mann vielleicht ein Tänzer, ein Partisan, wem gehörte diese schöne Hand? Dann war da eine Seite mit 132 Passbildern von Menschen in der gestreiften Sträflingsuniform, wie ich fälschlich dachte, von der SS gemacht, um eventuell Flüchtende identifizieren zu können. Kleine Fotos, jedes Gesicht kleiner als eine Erbse. Ich betrachtete sie mit der Lupe und versuchte, sie für mich malend zu rekonstruieren. Verborgen unter ihren stinkenden gestreiften Lumpen fand ich vieles: die verzweifelte Bäuerin, die weinende Mutter, den halsstarrigen Bürgermeister, den Geiger, den Tischler. Menschen eben. Es lag mir Fern, sie zu heroisieren. Ich malte alle nebeneinander auf einer riesigen Leinwand. Eine Art Andacht. Nach einiger Zeit fand ich, dass jeder Einzelne allein betrachtet werden wollte und zerschnitt die fast drei Meter breite Leinwand in lauter kleinen Einzelformate, so wie sie heute anzuschauen sind, damit nicht wieder der erdrückende, blindmachende Masseneffekt entstünde. Das war das Eine, das Andere war, dass ich Probleme habe, mir 6 Millionen Opfer vorzustellen. Mein menschliches Vorstellungsvermögen ist sehr begrenzt. Ich kann mir sieben Menschen nur mit Zuhilfenahme von Unterteilungen vorstellen, also drei und zwei und zwei, wie soll ich mir Tausend vorstellen? Meine 132 Blätter sind schon eine riesige Menge und füllen große Räume, nur dies wenigen!“

(Götz Loepelmann)

Götz Loepelmann, Bühnenbildner, 1930 in Berlin geboren, studierte Malerei an der HdK Berlin, 1969 bis 1970 Gastprofessur am San Francisco State College (für Design), 1972 Beginn der Theaterarbeit in Bochum als Bühnenbildner für Peter Zadek, danach Zusammenarbeit mit Franz Xaver Kroetz, Augusto Fernandes, Peter Palitzsch, 1982 bis 1983 Gründer und Leiter des Ensembles der Ruhrfestspiele, 1991 Übersiedlung nach Spanien, danach eigene Inszenierungen, „El prima fausto“ (Goethes „Urfaust“) am Teatro de la Abadia in Madrid, „Tambor de las olas“ Dialog für zwei Schauspieler und Percussion zum Thema der Immigration aus Afrika, parallel zur Theaterarbeit Malerei und keramische Bildhauerei.

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