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Göran Gnaudschun / Thomas Leuner – Fotografien

17. September – 13. November 2004

FÜNF THESEN

Die “direkte Fotografie” beruht auf dem ursprünglichen Gedanken der Fotografie.

Danach entsteht ein Foto durch das Auslösen eines Apparates. Und zwar in dem Augenblick, in dem der Fotograf einen Ausschnitt seiner Wahrnehmung als bildwürdig erkannt hat.

Daraus ergeben sich die Unterschiede zur Malerei und Grafik, die sich mit fünf Punkten benennen lassen.

Aus einem lebenden Ablauf, der mit den Augen nur teilweise wahrnehmbar ist, wird ein “Standbild” ausgewählt. Dieses “Standbild” gelangt durch einen adäquaten Umgang mit der Kameratechnik auf das Trägermaterial. Dazu bedarf es einer speziellen bildnerischen Begabung.

Der wesentliche Teil der künstlerischen Produktion geschieht „vor Ort“, der Künstler arbeitet nicht im geschützten Atelier oder Computerraum. Diese Produktionsart verändert den Künstler und das Objekt des Fotografierens.

Das Bild, also das ausgearbeitete Foto, ist dann authentisch, wenn die Wahrnehmung des Fotografen im Augenblick seiner Entscheidung über die Bildwürdigkeit präzise wiedergegeben wird. Bei Vintage-Prints wird dies vermutet.

Die nachträgliche Bearbeitung des Bildes hat dort ihre Grenzen, wo über die Retusche– also der Korrektur technischer Fehler oder Unzulänglichkeiten – hinaus das Bild verändert wird. Die Ergänzung des Bildes über das ursprünglich Wahrgenommene führt zum Wechsel ins Malerische/Grafische.

Die “direkte Fotografie” wird in zwei Formen genutzt:als sachliches Dokument (Gebrauchsfotografie) und als Ausdruck des künstlerischen Gestaltungswillens. Beispiel: Die Fördertürme des Ehepaars Becher haben ihren Platz sowohl in der Bibliothek für Technikgeschichte, Abteilung Bergbau, als auch in der Galerie und im Museum für Bildende Kunst.

Die Besonderheiten der “direkten Fotografie” haben die Fotografen Göran Gnaudschun und Thomas Leuner als Grundlage für ihre Arbeiten genommen und sie zeitgenössisch interpretiert.

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