Christian Carez

MISHMASH oder die Konfusion – eine eigenwillige Chronik des 20. Jahrhunderts

Fotografien

6. September bis 11. Oktober 2008

Mishmash, so nannten die Kinder in den Brüsseler Straßen eine Wasser-Sand- Pampe, mit der sie vor noch nicht allzu langer Zeit spielten. Auf Jiddisch bedeutet dieses Wort soviel wie Durcheinander. „Aus einem Magma Form erwecken. Eine spielerische und gleichzeitig ernsthafte Beschäftigung, wo ein Mann auf sein Leben zurückblickt; (…).” (Caroline Lamarche) Der 1938 in Brüssel geborene Fotograf Christian Carez kehrt in dieser Ausstellung mit seinen Fotos und Bildern seines inneren Universums zur Geschichte seiner Familie zurück.

Ausgebildet wurde Christian Carez an der École nationale supérieure des Arts Visuels de la Cambre, wo er in den achtziger und neunziger Jahren auch selbst unterrichtete. 1974 begann Carez, der mehr als ein Jahrzehnt als Mode- und Werbefotograf für renommierte Zeitschriften wie „Avenue” in Amsterdam oder „Votre Beauté” in Paris gearbeitet hatte, seine künstlerische Arbeit, wie zum Beispiel die Sozialdokumentation „Le jour se rêve”.

„Mishmash ist das Ergebnis von Alchemie, einer Mischung aus Wirklichkeit und Erzählung, (…). Stück für Stück entdeckt man sie mit Erstaunen. Ein Staunen, das sich bald in Neugierde und Faszination für diese ungetrübte und gleichzeitig vieldeutige Bildfolge wandelt. In einer vom allgemeinen Abstumpfen bedrohten Zeit hier nun eine von Ellipsen durchlöcherte Reise, ein mit Sternen gesprenkelter Himmel. Die Szenerie bezieht gleichzeitig Auschwitz und den mütterlichen Garten, eine Gruppe Widerstandskämpfer und die mit schwimmenden Plastikenten gefüllte Badewanne, den Galgen und eine Partie Tennis ein. Aus dem Durcheinander erwächst Ordnung. (…)

Fünfunddreißig Fotografien und eine Installation versetzen uns in ein Jahrhundert, ein Leben. Das Erstaunliche ist, dass ein an dramatischen Ereignissen so beladenes Jahrhundert und diese verdeckte und gleichzeitig engagierte Existenz mit sparsamsten Mitteln und Brillanz deutlich werden. Wobei es sich hier eben nicht um jenen verblendenden Glanz, sondern eher um ein rüstiges und brüderliches Augenzwinkern handelt, eine Einladung, an diesem Hüpfspiel der Bilder teilzunehmen und von einem Feld zum anderen zu springen und damit durch die Tür des Spieles in eine Welt aus Krieg, Widerstand, Reisen, Trauer, Wiedergutmachungen und Freude einzudringen.” Caroline Lamarche

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