Ventre – neue Bilder
25. April bis 6. Juni 2009
„Ventre” (ital. für Leib), der Ausstellungstitel, ist als Untersuchungsfeld zu verstehen; wie eine emotionale Endoskopie, die den Stoffwechsel der wirklichen Welt durchsucht. Beim Ausloten von hell und dunkel, leise und laut, Wunschbild und Verdammnis, Dynamik und Starre malt sich Antonello Bulgini kraftvoll bis an die Grenzen dessen, was das Triebhafte im Menschen sichtbar werden lässt.
1960 in Taranto geboren, studierte Bulgini zunächst Medizin in Pisa und wandte sich nach Abbruch des Studiums erst spät als Autodidakt ganz der Kunst zu. 1998 kam er nach Deutschland, wo er an der Akademie der Bildenden Künste in München in der Klasse von Prof. Sean Scully Meisterschüler wurde.
Aufgrund seines heterogenen figurativen Ansatzes ist es schwer, Antonello Bulgini, den die Kunststiftung Poll zum zweiten Mal ausstellt, in eine thematische Kategorie einzuordnen; in seinen Worten ausgedrückt: „Wenn eine Eigenschaft in meinem Stil steckt, ist es genau die Nicht-Eigenschaft, der Nicht-Stil”. Die Konstante seines Œvres hingegen bildet die Technik der Malerei sowie das experimentelle Umgehen mit der Oberfläche – Leinwand, Plexiglas, Papier, Aluminium etc.
Auf seinen Leinwänden oder Werken auf Holz lässt sich die expressive Linie seiner vorherigen Arbeitsweise mit Zitaten von Velázquez und einem kontinuierlichen Einfluss der italienischen Renaissance erkennen, besonders was die schmeichelnden Hintergründe und die Farbigkeit wie bei „Paesaggio” („Landschaft”) oder „Quando l’unico vento disponibile era il respiro” („Als der einzige verfügbare Wind das Atmen war”) betrifft.
In seinen Arbeiten aus Stahl verweist Bulgini auf die unausweichliche Ungewissheit jeder realen Form und deren Dynamik, was sich hier besonders in der Beziehung Betrachter – Künstler ausdrückt. Durch die spiegelnde Eigenschaft des Materials, das er seit 2007 verwendet, reflektiert das Kunstwerk nicht nur den Geist und das Schaffen des Künstlers, sondern im wahrsten Sinne des Worts auch den Betrachter, der somit Teil des Werks wird. Damit üben nicht nur die Arbeiten Einfluss auf die Umgebung bzw. Rezipienten aus; der Vorgang wird umkehrbar, in der Spiegelung transformiert auch der interagierende Betrachter das Werk und wird zu dessen integralem Bestandteil.
Ventre („Leib”), der Ausstellungstitel, ist als Untersuchungsfeld zu verstehen; wie eine emotionale Endoskopie, die den Stoffwechsel der wirklichen Welt durchsucht. Der Künstlerleib beobachtet und untersucht sowohl die Banalität als auch die unerwarteten Überraschungen des Alltäglichen. Bulgini sagt: „Meine Arbeit ist eine Vorgedankenart, ein Konzentrationszustand über das Leben und die Realität durch die Malerei”.
Antonello Bulgini ist ein Wanderer zwischen den Welten, Gegensätze sind sein Thema. Beim Ausloten von hell und dunkel, leise und laut, Wunschbild und Verdammnis, Dynamik und Starre malt er sich kraftvoll bis an die Grenzen dessen, was das Triebhafte im Menschen sichtbar werden lässt.