Herbert Sandberg

Aus finsteren und kalten Zeiten – zum 100* des Grafikers und Karikaturisten

19. April – 17. Mai 2008

Herbert Sandberg war mehr als ein bloßer Karikaturist – er war Zeichner, Grafiker, der in seiner Kunst der Satire frönte. In seinem Schaffen Goya, Daumier, Grosz und wohl auch ein wenig Zille, setzte Sandberg eine Tradition fort, die die Karikatur in der Grafik zur Kunst erhob. In überspitzter Formensprache und mit pointiert zum Ausdruck gebrachter Wahrheit erreichte Sandberg ein breites Publikum.

„Ich glaube nicht, daß es in der Geschichte der Karikatur zu dem Fall Herbert Sandberg eine Parallele gibt…” (Arnold Zweig, 1965)

In seinem Schaffen war Sandberg immer auch ein Neugieriger in Nachbarkünsten: dem Theater, der Musik, der Literatur galt sein breitgefächertes Interesse und sie waren ihm Inspiration. In seinem Werk finden sich neben den unzähligen Karikaturen so auch Buchillustrationen, Porträts und Bühnenbilder (in Zusammenarbeit mit seiner ersten Frau Eugenie Spies). Seit dem Ende der 50er Jahre wendete er sich verstärkt der Druckgrafik zu und es entstanden Zyklen als Reflektion auf Leben, Gesellschaft und Zeitgeschichte.

1908 in Posen geboren studierte Sandberg in den 20er Jahren an der Kunstakademie in Breslau beim Expressionisten Otto Mueller.

Von 1928 an zeichnet Sandberg in Berlin für die Presse. Als KPDler kämpft er mit seiner Kunst aktiv gegen Nationalsozialismus und Hitler-Regime. 1934 wird er verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” verurteilt. Nach drei Jahren Zuchthaus überstellt man ihn ins KZ Buchenwald. Sandberg überlebt und lässt seinen künstlerischen Aktivitäten sofort wieder freien Lauf. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Günter Weisenborn gründet er die Zeitschrift Ulenspiegel. Mitte der 50er Jahre ist Sandberg Chefredakteur der Zeitschrift Bildende Kunst und ab 1954 schreibt und zeichnet er im Magazin die Serie Der freche Zeichenstift. Sein Freund Brecht ermutigt ihn zu Theaterzeichnungen, die der theaterbesessene Sandberg über lange Zeit bei verschiedensten Inszenierungen des Berliner Ensemble fertigt, so die Tradition der Theaterzeichnung wieder aufleben lässt und die 1967 in einer Auswahl als „Mein Brecht-Skizzenbuch” erscheinen. 1970 wird Sandberg zum Professor ernannt und lehrt an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Der Künstler verstirbt 1991 in Berlin. Den künstlerischen Nachlass hat Sandbergs 2007 verstorbene zweite Frau Lilo noch vor ihrem Tod der Akademie der Künste übertragen, die soeben in ihrem Archiv-Schaufenster am Pariser Platz hieraus einen ersten Einblick vermittelt.

Mit einer kleinen Auswahl wichtiger Arbeiten des rastlosen Akteurs mit dem Zeichenstift würdigt die Kunststiftung Poll den unvergessenen Künstler zu seinem 100. Geburtstag.

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