30 Jahre Kunststiftung Poll

30 Jahre Kunststiftung Poll
Hermann Poll, Die Kirche Soccorso in Forio, Ischia, 1950er

Einblick in die Sammlung I-IV

Eine Ausstellungsreihe in vier Teilen

10. September 2016 bis 28. Januar 2017

Teil IV – aus organisatorischen Gründen nur noch bis zum 14. Januar 2017 /
danach nur nach Vereinbarung

 

Peter Ackermann, Eduard Bargheer, Werner Gilles, Peter Graf, Holmead, Hans Kuhn, Wolfgang Leber, Gabriele Mucchi, Christel Poll, Hermann Poll, Hans Purrmann, Paul Rosié, Herbert Sandberg, Egmont Schaefer, Wilhelm Schläger, Ossip Zadkine

Im vierten und letzten Teil der Ausstellungsreihe, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Kunststiftung Poll seit dem 10. September 2016 Einblicke in die Sammlung gewährt, werden Gemälde, vor allem aber Papierarbeiten gezeigt, die vornehmlich in Reaktion auf die Weltkriege des 20. Jahrhunderts entstanden. In Egmont Schaefers (1908-2004) Lebenswerk ist stets das Berliner Großstadtleben Thema. Die Motive seiner linearen Federzeichnungen bestehen aus Straßenszenen, Paaren und Passanten. In der Ausstellung sind einige ganz frühe Arbeiten aus seiner Studienzeit in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zu sehen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten viele Künstler in Deutschland den Wunsch, wieder zu arbeiten und Verlorenes aufzuspüren. Satire war gefragt. Der Zeichner Herbert Sandberg (1908-1991) gründete noch im Dezember 1945 gemeinsam mit Günther Weisenborn die Zeitschrift Ulenspiegel in Berlin, die sich der aktivierenden Wirkung der Karikatur bediente. Für das politische Blatt zeichnete auch Paul Rosié (1910-1984). Der Illustrator und Schriftsteller gab „mit unverwechselbarem Berliner Naturell detaillierte Situationsschilderungen von Kleinbürgern“, wie es Harald Kretzschmar treffend in einem Ausstellungskatalog 1987 formulierte.

Andere Künstler wiederum zog es, wie schon in der deutschen Vorkriegszeit, in regelmäßigen Abständen nach Italien, wo sie ein soziales Klima fanden, das ihnen ein unbeschwertes Arbeiten garantierte. Sie blickten über die Grenzen des zerstörten Landes hinweg und suchten abseits der bedrückenden Alltagswelt einen Neuanfang. Die Einzelgänger, die keiner künstlerischen Richtung eindeutig zuzuordnen waren, kannten einander und standen in regem Kontakt.

Unter ihnen befand sich u.a. Eduard Bargheer (1901-1979), der in seinen kubistischen Bildkonstruktionen die verschachtelten Wohnhäuser auf der Insel Ischia übersetzte. Das Werk Hermann Polls (1902-1990) hingegen ist einem verhaltenen expressiven Realismus verpflichtet. Sein Aquarell Torbole, Gardasee zeigt eine stimmungsvolle Straßenszene im Norden Italiens. Er und seine Schwester Christel Poll (1914-1992) gehören zu den Mitbegründern der Kunststiftung Poll. Ihre künstlerischen Nachlässe werden hier bewahrt und betreut, so dass von diesen beiden Künstlern in der Ausstellung größere Werkgruppen gezeigt werden können. Die Formenwelt Christel Polls ist zwischen Figuration und Abstraktion angesiedelt und erinnert stilistisch mitunter an Arbeiten von Werner Gilles (1894-1961), der – mit Jürgen Schillings Worten – einen „Weg zu kontemplativ angelegten, in zunehmender Weise lyrisch-abstrahierenden Bilddichtungen“ wählte. Seine Begegnung mit dem Todesengel von 1946 besticht zwar durch leuchtende Farben, macht jedoch eine existenzielle Erfahrung sichtbar.

Bei Gilles wohnte zeitweise Hans Kuhn (1905-1991), ein poetischer Surrealist und Liebhaber mediterraner Landschaften, dessen Mappe Zehn Lithographien (1948) in der Galerie der Kunststiftung Poll gezeigt wird. Eine weitere Lithographie mit dem Titel Kapelle und Brunnen in Levanto (1965) stammt von dem Matisse-Schüler Hans Purrmann (1880-1966), der aufgrund der Teilnahme an der Beerdigung des damals verfemten Max Liebermanns 1935 aus Deutschland fliehen musste und in Florenz die ehrenamtliche Leitung der Villa Romana übernahm. Auch er war dem Zauber südlichen Lichtes ein Leben lang verfallen.

Von längeren Aufenthalten im Ausland bestimmt sind ebenfalls die Biographien von Gabriele Mucchi (1899-2002), Holmead (1889-1975) und Ossip Zadkine (1890-1967). In seinem Gemälde Überschwemmung widmet sich Mucchi, ein italienischer Maler und Mitbegründer des Nuovo Realismo, dem ungebrochenen Ringen des Landvolkes mit den Naturgewalten. Der amerikanische Expressionist Clifford Holmead Phillips, der sich von 1944 an Holmead nannte, ist mit dem Bildnis eines Mannes mit Melone (1972) vertreten. Und die Radierungen des russisch-französischen Künstlers Zadkine huldigen dem Dichter Guillaume Apollinaire.

Weiterhin sind in der Ausstellung Arbeiten von Peter Ackermann (1934-2007), Peter Graf (*1937), Wolfgang Leber (*1936) sowie von Wilhelm Schläger (1907-1990) zu sehen.

Faltblatt zur Ausstellungsreihe

Museumsjournal 4/2016, Beitrag von Katja Dannowski

 

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